23. August 2016

Architektur unter der Lupe: Alvar Aalto

Der Erfinder des Skandinavischen Stils

Die Natur, ihre Sanftheit und das Gespür für die Kombination von Heimat und Internationalität – das alles hat den finnischen Architekten Alvar Aalto stark geprägt. Wir sehen uns den genialen Künstler aus dem 20. Jahrhundert heute einmal genauer an.

Der frühe Beginn

Alvar Aalto wird in einem ganz kleinen Dorf in Finnland geboren – sein Großvater ist Förster, der Vater Landvermesser. Die Nähe zur Natur begleitet ihn von Kindheitsbeinen an und er träumt davon, sie als Maler festzuhalten. Als er aber 1916 seinen Schulabschluss macht, ist die Zukunft alles andere als sicher: die russische Revolution und der Weltkrieg sorgen auch in Finnland für chaotische Zeiten. Aalto beginnt stattdessen also ein Praktikum bei einem Architekten. Er muss zum Militär und studiert danach an der Technischen Hochschule. Das Malen macht er nebenbei – es ist ein willkommener Ausgleich zu den politischen Erdbeben.

Von Finnland in die große Welt

Seine ersten Architektur-Entwürfe schwanken noch zwischen Jugendstil und historischen Komponenten – bis er seine Frau Aino kennenlernt. Die Architektin ist drei Jahre älter als er und wirkt als Initialzündung seiner Kreativität. Gemeinsam gewinnen sie jetzt Wettbewerbe, Aalto baut ein Zeitungshaus und eine Bibliothek und fast nebenbei entsteht der erste typische Aalto-Hocker. Sein großes Meisterwerk in dieser Zeit wird ein liebvoll gestaltetes Spital: farbige Decken und blendfreies Licht, große Balkone, auf denen einem die frische Waldluft um die Nase weht, sorgen für Staunen in der ganzen Welt.

stuhl

Immer mit dabei: Federnde Sessel, die dem Schwung der Wirbelsäule nachempfunden sind. Sie unterstützen mit einem markanten 110-Grad-Sitzwinkel das tiefe Atmen der Patienten. Dieses aufwändig durchdachte Möbelstück ist bis heute ein echtes Werk der Designgeschichte. Dank dieser neu gewonnenen Erfahrungen mit Schichtholz gründen Aalto und seine Frau die Firma „Artek“, eine Kombination aus „Art“ und „Technik“. In dieser Schöpfungsphase entstehen viele minimalistische Möbel, die den skandinavischen Stil intensiv prägen. In den nächsten Jahren reihen sich internationale Erfolge an persönliche Rückschläge: Seine Ehefrau und Partnerin Aino stirbt mit 54 an Krebs.

Ruhm & Kritik

Drei Jahre nach ihrem Tod begegnet er einer weiteren Architektin – Elissa, seiner zweiten Frau. Gemeinsam mit ihr baut er auf einer Insel ein „Experimenthaus“, eine Kombination aus Ruine und Bootshaus. Statt Möbel zu entwerfen baut er in dieser Phase lieber Häuser. Und das sehr erfolgreich: Skandinavische Architektur boomt in der ganzen Welt. Große Städte wie Berlin oder Bremen bestellen bei ihm Schulen, Bibliotheken, Kirchen und Rathäuser. Doch ausgerechnet in Helsinki erlebt Aalto in dieser Zeit auch immer wieder Rückschläge. Seinen Ruf kann das aber nicht mehr schädigen: Er stirbt mit 78 Jahren als einer der wichtigsten Architekten Finnlands.

Fotocredits: architravel.com, archiexpo.de

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