22. August 2018

Architekten unter der Lupe: Charles Rennie Mackintosh

Impulsgeber der Jugendstil-Bewegung

Charles Rennie Mackintosh war Architekt, Innenarchitekt, Designer, Grafiker und Maler, dem die Jugendstil-Bewegung als auch die moderne Architektur wichtige Impulse verdanken. Der Schotte arbeitete fast ausschließlich in Glasgow. Doch erst Ende des 20. Jahrhunderts wurde er als Vater des Glasgower Stils gewürdigt, eine Anerkennung, die ihm zu Lebzeiten verwehrt blieb.

Mackintoshs Werdegang

Mackintosh wurde 1868 als zweites von elf Geschwistern in Glasgow geboren. Sein Vater, ein leidenschaftlicher Hobbygärtner, hielt die Kinder stets zur Gartenarbeit an, wodurch vermutlich der Grundstein für Mackintoshs florale Designelemente gelegt wurde. Schon früh begann der junge Mackintosh zu zeichnen. Bereits mit 16 Jahren begann er schließlich in einem Architekturbüro eine Ausbildung und besuchte am Abend Kurse an der Kunstgewerbeschule. Nach Beendigung seiner Ausbildung wechselte er als Entwurfzeichner zum Architekturbüro Honeyman and Keppie. Ein gewonnenes Reisestipendium führte ihn 1891 zwischenzeitlich für einige Monate nach Italien, wo er mit seinen Zeichnungen, Malereien und Architekturentwürfen mehrere Preise gewann.

Seine frühen Werke

Beschriftung Willow Tearoom in Glasgow

Zurück in Glasgow zeigten sich Mackintoshs Entwürfe ausgereifter. So beinhaltete sein Entwurf für das Glasgow Herald Building (1894) einige hochmoderne Technologien wie einen hydropneumatischen Aufzug und einen feuerbeständigen Betonboden. Als bedeutsamstes Werk Mackintoshs wird jedoch die 1896 begonnene Glasgow School of Art gesehen, ein scheinbar schmuckloser, rechteckiger Baukörper, mit klarer Formgebung, der im Juni 2018 einem Feuer zum Opfer fiel. Ebenfalls 1896 machte er sich mit seinen Jugendstil-Entwürfen für die Teestuben-Kette Cranston zudem als Innenarchitekt einen Namen. In diesem Zuge entwarf er auch seine berühmten Stühle mit hoher Lehne, die bis heute als Design-Ikonen gelten und noch immer nachgebaut werden. Gleichwohl alle Teestuben mit der Zeit verschwanden, kann heute ein vollständig wiederhergestellter Tea Room besichtigt werden. Beide Aufträge verhalfen Charles Rennie Mackintosh zu internationalem Ruhm.

Mackintoshs produktivste Jahre

Hill House mit grüner Gartenanlage aus der Vogelperspektive.

Von 1900 bis 1902 nahm Mackintosh mit seiner Frau nicht nur an der VIII. Ausstellung der Wiener Secession und der Ersten Internationalen Ausstellung für moderne dekorative Kunst in Turin teil, er erlebte auch eine besonders produktive Schaffensphase. Unter anderem beteiligte er sich an einem Wettbewerb der Zeitschrift „Innendekoration“ für den Bau des Hauses eines Kunstfreundes. Mackintoshs Entwurf war ein wegweisendes Gesamtkunstwerk, er entwarf nicht nur den Bau, sondern auch die Innengestaltung samt Möbeln und Textilien. Dabei kombinierte er mit dunkler Eiche vertäfelte Räume mit gänzlich weißen Zimmern. Gleichwohl er den Wettbewerb nicht gewinnen konnte, wurden seine Entwürfe als Portfolio von Drucken reproduziert. Zudem ließ er seine Entwürfe im The Hill House einfließen. Dieses zeigt sich von außen mit massiven Formen und kleinen Verzierungen. In den großzügigen und hellen Räumlichkeiten des The Hill House wurde wiederum der Einsatz von Farbe und Dekoration sorgfältig geplant. Aufgrund seines zu dieser Zeit großen Erfolgs wurde Mackintosh 1904 Partner im Architekturbüro Honeyman und Keppie.

Schwierige Zeiten

Charles Rennie Mackintosh erfuhr, trotz seines Erfolges im Ausland, in Glasgow nie die erhoffte Würdigung. Auch seine Aufträge gingen bald zurück und seine Entwürfe wurden bei Wettbewerben abgelehnt. Mackintosh war nicht bereit bei seinem totalen Design von Haus und Inneneinrichtung Kompromisse einzugehen. So sollte sein Entwurf für die Scotland Street School (1906) sein letzter öffentlicher Auftrag sein. Aufgrund ökonomischer Schwierigkeiten wurde zudem Mackintoshs Verbindung zu Honeyman und Keppie 1913 aufgelöst. Infolgedessen zog er sich 1914 mit seiner Frau nach Suffolk zurück, wo er sich auf das Malen von Aquarellen konzentrierte, bis das Paar nach London umzog. Doch auch hier blieb der erhoffte Erfolg als Architekt aus und Mackintosh verdiente als Textildesigner seinen Unterhalt. Alle seine weiteren Architektur-Entwürfe wurden nicht mehr verwirklicht. Wegen finanzieller Probleme beschlossen Charles Rennie Mackintosh und seine Frau in Erwartung niedrigerer Lebenshaltungskosten in die Pyrenäen zu übersiedeln. Hier betätigte sich Mackintosh in der Aquarellmalerei, bis Londoner Ärzte bei ihm 1927 Zungenkrebs diagnostizierten. Für eine Behandlung fehlte Mackintosh jedoch das Geld. 1928 starb er verarmt in London.

 

Fotocredits: iStock.com/theasis (2), iStock.com/treasuregalore

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