31. August 2015
Leinöl: Vom Flachs zum flüssigen Gold
Begleiten Sie uns auf der Reise durch die Geschichte des Leinöls
Wer früher ankündigte, eine „Fahrt ins Blaue“ zu machen, besuchte nicht etwa das Meer. Gemeint war damit die Fahrt zu den Leinfeldern, die in voller Blüte in satten Blautönen strahlen. Lein, im Volksmund auch „Flachs“ genannt, gilt als eine der ältesten Kultur- und Heilpflanzen der Welt. Das aus ihm gewonnene Leinöl ist mittlerweile – aufgrund seiner gesundheitsfördernden Eigenschaften – zum „Trendfood“ avanciert.
Hippokrates nutzte den Lein als Heilpflanze gegen Katarrhe, Hildegard von Bingen schwor bei Milzschmerzen auf ihn und auch Herr Kneipp vertraute seiner heilenden Wirkung. Dabei begann die Geschichte des Leins schon weit vor den Griechen – die ältesten archäologischen Funde stammen aus dem Iran, rund 7000 Jahre vor Christus. Damals wurden die Leinsamen in erster Linie direkt gegessen oder zu Mehl gemahlen. Später wurden auch seine Fasern verwendet und erst danach wurde Leinöl aus dem Flachs gewonnen.
Der Flachs in Österreich
Lein wurde in Österreich bereits im Mittelalter angebaut, um daraus Fasern und Öl zu gewinnen. Im 16. und 17. Jahrhundert war das oberösterreichische Mühlviertel der Leinanbau-Hotspot des Landes und verhalf der Region zum wirtschaftlichen Aufschwung. Das Aufkommen der Baumwolle, die nicht nur billiger sondern auch leichter zu verarbeiten war, begründete den Niedergang der Leinenproduktion. Leinpflanzen wurden nicht mehr benötigt und mit ihnen verschwand das Leinöl, das dadurch mehr und mehr in Vergessenheit geriet. Mit der Wiederentdeckung der gesundheitsfördernden Eigenschaften des Leinöls in den 1980ern, wurde auch der Anbau des Flachs wieder interessant.
Vom Samen zum Öl
Die Leinpflanze, die rund hundert Tage braucht, um vollständig zu reifen, wird im Frühjahr ausgesät. Wenn sich im August und September die Früchte bräunlich verfärben und die Leinsamen in den Kapseln rascheln, ist der Lein erntereif. Wenn die Leinpflanze, die etwa 20 bis 80 Zentimeter hoch wächst, gedroschen wird, werden durch das Zerschlagen der Kapseln die Leinsamen gewonnen, die dann auf ihre Weiterverarbeitung warten.
Leinöl kann auf zwei Weisen aus Leinsamen gewonnen werden: Mittels Kalt- oder Warmpressung. Bei der Kaltpressung werden die ungetrockneten Samen langsam und mit geringem Druck durch eine so genannte Schneckenpresse gedrückt, anschließend wird das Öl solange gelagert, bis sich sämtliche Trübstoffe abgesetzt haben. Das Öl wird bei diesem Produktionsverfahren nie heißer als 40 Grad. Bei der Warmpressung werden Temperaturen von bis zu 90 Grad erreicht. Dabei werden die Leinsamen zunächst getrocknet, gemahlen und mit Wasser vermengt. Die breiartige Masse kommt anschließend in eine sogenannte hydraulische Presse, wo sich das Leinöl von den Feststoffen trennt.
Dadurch, dass das kaltgepresste Leinöl ein wesentlich schonenderes Herstellungsverfahren durchläuft, ist es reichhaltiger an gesunden Fettsäuren, Vitaminen und Geschmacksstoffen. Leinöl ist sehr empfindlich und hat es am liebsten dunkel und kühl – sonst schmeckt es schnell bitter und ranzig. Nach dem Öffnen sollte es unbedingt im Kühlschrank aufbewahrt und innerhalb von drei Monaten verbraucht werden.
Leinöl, das Omega-3-Wunder
Leinöl zählt aufgrund seines hohen Anteils an Omega-3-Fettsäuren zu den wertvollsten Speiseölen – kein anderes kann es in dieser Hinsicht mit ihm aufnehmen. Das nussig-herb schmeckende Öl wirkt sich außerdem positiv auf die Verdauung und den gesamten Magen-Darm-Trakt aus, besitzt eine entzündungshemmende Wirkung und hat sich als natürlicher Cholesterinsenker einen Namen gemacht.
Leinöl ist nicht zum Braten oder Erhitzen geeignet, macht sich aber hervorragend, wenn man es zum Verfeinern von warmen Speisen oder für die Zubereitung von kalten Gerichten wie zum Beispiel Salat benützt.