17. November 2017
Architekten unter der Lupe: Antoni Gaudí
Das Genie der spanischen Architektur
Seine Bauten sind so revolutionär wie zeitlos. Er hat das bekannteste Wahrzeichen Barcelonas erschaffen und doch nie vollendet. Er starb zu früh und wird doch für immer unsterblich bleiben. Antoni Gaudí ist gefeierter Vertreter des Modernisme Català (Katalanischer Modernismus), Anarchist der Baukunst und der wohl bekannteste spanische Architekt schlechthin.
Leben und Wirken von Gaudí
1852 geboren, entwickelte Gaudí schon früh ein Verständnis für Raum und Volumen, da sowohl sein Vater, als auch sein Groß- und Urgroßvater Kesselschmiede waren, in deren Werkstatt er viel Zeit verbrachte. Zusammen mit seinem fundierten Verständnis der Natur, das er sich als Kind krankheitsbedingt aneignete, wurde so die Grundlage für seine späteren Werke gelegt. Bereits während seines Architekturstudiums in Barcelona überzeugte er mit seiner Genialität, was dazu führte, dass sein Direktor seinen Abschluss mit den Worten „Ich weiß nicht, ob wir den Titel einem Verrückten oder einem Genie gegeben haben, die Zeit wird es zeigen“ kommentierte.
Im Anschluss daran, machte er sich mit seinem eigenen Architektenbüro wortwörtlich ans Werk und entwickelte in den folgenden Jahren bis zu seinem Tod einige der bedeutendsten Bauwerke Barcelonas. Während er in jungen Jahren noch Lebemann durch und durch war, wurde er in den folgenden Jahrzehnten zu einem asketischen und religiösen Mann, der nicht viel Wert auf sein Erscheinungsbild legte. Im Jahr 1926 wurde Gaudí von einer Straßenbahn erfasst und starb drei Tage später an den Folgen des Unfalls. Durch sein verwahrlostes Äußeres erkannte zunächst niemand den bekannten Architekten und er erhielt nicht die notwendige medizinische Versorgung. Zu seiner Beisetzung in der Gruft der La Sagrada Família kamen unzählige Bewohner Barcelonas und erwiesen „ihrem“ Architekten die letzte Ehre.
Gaudís größte Werke
Gaudís weltberühmten Entwürfen liegt eine besondere Begegnung zugrunde. Im Jahr 1878 lernte er den Industriellen Eusebi Güell kennen, der einer seiner größten Bewunderer werden sollte und ihm zahlreiche Aufträge verschaffte. Darunter auch der Park Güell, wo Güells und Gaudís spätere Wohnhäuser Platz fanden. Dieser gehört seit 1984 zum UNESCO Weltkulturerbe, so wie sechs weitere Werke des Architekten. Der Park ist Magnet für jährlich etwa 2,3 Millionen Besucher, die Gaudís Vermächtnis und den Blick über Barcelona gleichermaßen genießen. Neben vielen anderen Bauten gilt außerdem die „Casa Batlló“ als Meisterleistung Gaudís. Er baute das Gebäude im Stil des Modernisme, einer Gattung des Jugendstils, um und entwickelte eine farbenprächtige und detailreiche Fassade aus unzähligen Mosaiken, die alle Blicke auf sich zieht.
Sein Lebenswerk aber sollte die „La Sagrada Família“ werden, das Wahrzeichen Barcelonas. Die Basilika, die verschiedenste Architekturstile vereint und auf deren Fassade detailreiche biblische Geschichten zu sehen sind, wird von spindelartigen Türmen gekrönt, die unter katholischen Kirchen ihresgleichen suchen. Sie ist bis heute unvollendet, soll aber zum 100. Todestag von Antoni Gaudí im Jahr 2026 fertiggestellt werden – finanziert von Spenden und Eintrittsgeldern. Ein Grund mehr Barcelona einmal einen Besuch abzustatten.
Fotocredits: iStock.com/VvoeVale, iStock.com/querbeet