21. Februar 2018

Architekten unter der Lupe: Ieoh Ming Pei

Letzter Modernist & Architekt des Lichts

Ieoh Ming Pei erarbeitete sich den einzigartigen Ruf, Museen so attraktiv zu gestalten, dass nicht nur die Ausstellung, sondern auch die Bauten selbst Besucher anziehen. So finden sich unter den etwa 200 Großprojekten seines Architekturbüros in erster Linie Museen. Sein wohl berühmtestes Bauwerk ist dabei die Glaspyramide des Louvre in Paris. Ebenfalls weltweit bekannt wurde das von Ieoh Ming Pei entworfene und als Meisterwerk gefeierte East Building der National Gallery of Art in Washington und der Bank of China Tower in Hongkong, das damals höchste Gebäude der Stadt. Charakteristisch für Peis Bauten ist vor allem der Gegensatz aus leichten Stahl-Glas-Konstruktionen und geometrisch starken Entwürfen von archaischer Monumentalität. Beeinflusst sind Peis Entwürfe dabei durch die Bauwerke von Ludwig Mies van der Rohe. Einmalig in Peis Entwürfen ist auch beeindruckende Lichtregie in den Innenräumen. Der chinesisch-amerikanische Architekt gilt damit als einer der bedeutendsten Architekten der Gegenwart, der sich ganz der klassischen Moderne verpflichtete.

 

Leben und Wirken von Ieoh Ming Pei

1917 im südchinesischen Guangzhou geboren, wuchs Ieoh Ming Pei als Sohn einer wohlhabenden Familie in Hongkong und Shanghai auf. Während seiner Schulzeit in einem Internat kam er hier schon früh mit der westlichen Kultur in Berührung. Die ersten Hochhäuser in Shanghai beeindruckten den jungen Ieoh Ming Pei damals so sehr, dass er beschloss, moderne Architektur zu studieren. Bereits mit 17 Jahren zog es ihn somit zum Studieren in die USA. Dort studierte Pei am Massachusetts Institute of Technology in Boston, wie auch an der Graduate School of Design in Harvard, wo er unter anderem beim Bauhaus-Vertreter Walter Gropius lernte. Nach seinem Abschluss nahm Ieoh Ming Pei 1946 eine Lehrtätigkeit in Harvard auf, die er zwei Jahre lang ausübte. 1948 wurde er dann zum Chefarchitekten bei Webb & Knapp berufen, wodurch er alles über das Baugeschäft lernte. Mit diesen Einblicken gründete er 1955 mit „I. M. Pei & Associates“ schließlich sein eigenes Architekturbüro und erhielt im selben Jahr die US-Staatsbürgerschaft.

Der internationale Durchbruch gelang Ieoh Ming Pei als Jacqueline Kennedy Onassis ihn 1964 mit dem Bau der John F. Kennedy-Präsidentenbibliothek – neben der Harvard University – beauftragte. Womit niemand rechnete war jedoch der vehemente Widerstand der Nachbarschaft, der Pei dazu veranlasste, die Gedenkstätte schließlich an anderer Stelle zu errichten. Die Bekanntschaft mit Jackie Kennedy Onassis stellte sich jedoch als sehr wertvoll heraus, verschaffte sie ihm doch viele Kontakte zu späteren Auftraggebern.

Einen Rückschlag erlebte Ieoh Ming Pei  in den 1970ern als seine Firma nur knapp am Ruin vorbei schrammte. Einer seiner Unternehmenspartner hatte für die Rundum-Verspiegelung des 240 Meter hohen John Hancock Towers in Boston ein Glas gewählt, das bis dahin noch nie zuvor derartig verwendet worden war. Da sich bei jedem Sturm zahlreiche Glasscheiben aus der Fassade lösten, musste der Turm gänzlich neu verglast werden. Der Imageschaden für Peis Architekturbüro war groß, zahlreiche Aufträge wurden zurückgezogen. Vielleicht war es gerade jenes Ereignis, das Pei zu Höchstleistungen antrieb. Denn zur gleichen Zeit und in den Folgejahren entwarf Ieoh Ming Pei einiger seiner bedeutendsten Bauwerke. 1990 schied Pei aus dem Unternehmen aus, führte fortan aber in weiterhin enger Zusammenarbeit mit dem Unternehmen kleinere Projekte durch. Mit zahlreichen Preisen und Ehrendoktorwürden ausgezeichnet, wurde Ieoh Ming Pei am 26. April 2017 bereits 100 Jahre alt.

 

Die Glaspyramide des Louvre

Glaspyramide des Louvre

In Ieoh Ming Peis Laufbahn kam es gleich mehrmals zu erheblichem Widerstand gegen seine Entwürfe. So auch bei seinem wohl bekanntesten Bauwerk: der Glaspyramide des Louvre. Das Bauvorhaben war zu Beginn Gegenstand heftiger öffentlicher Auseinandersetzungen, wurde von Kritikern als „Disneyland-Anbau“ bezeichnet und als „gigantische Spielerei“ abgetan. Der damalige Direktor des Louvre trat aus Protest gegen das Bauvorhaben gar von seinem Posten zurück. Heute beherbergt der 21 Meter hohe Glasbau aus 86 Tonnen Glas nicht nur eine weltberühmte Kunstsammlung, er ist selbst zum Besuchermagneten geworden. Mit jährlich rund neun Millionen Besuchern ist das Louvre das meistbesuchteste Museum der Welt. Die Glaspyramide wurde eines der Pariser Wahrzeichen und zugleich eine Ikone moderner Architektur.

Berühmt ist die Glaspyramide für ihre raffinierte Lichtführung im Museumstrakt, was Pei den Spitznamen „Meister des Lichts“ einbrachte. So strahlt das Sonnenlicht durch die pyramidenförmige Konstruktion bis in den Untergrund des Louvre. Von der Jury mit Poesie verglichen, wurde Ieoh Ming Peis Bauwerk 1983 mit dem hoch angesehenen Pritzker-Preis ausgezeichnet.

 

Weitere Bauwerke von Ieoh Ming Pei

Zu den weiteren Bauwerken seines einzigartigen Schaffens, kann Ieoh Ming Pei beispielsweise auch die Rock and Roll Hall of Fame in Cleveland zählen, bei der sich ebenfalls die Dreiecksform widerspiegelt, oder das unterirdisch in die Berge von Shiga gebaute Miho Museum in Japan, das in seinem Eingangsbereich mit einem 200 Meter langen Tunnel und einer Hängebrücke über eine 100 Meter tiefe Schlucht den Eintritt in eine andere Welt symbolisiert. Zu seinen jüngeren Werken zählen außerdem das Musée d’Art Moderne Grand-Duc Jean in Luxemburg, ein Anbau des Deutschen Historischen Museum in Berlin und das Museum für Islamische Kunst in Doha, bei dem Pei der modernen Architektur Stilelemente aus der islamischen Welt hinzufügte.

 

Fotocredits: iStock.com/Meinzahn, iStock.com/AndreyKrav

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