2. Mai 2018

Architekten unter der Lupe: Sir Norman Foster

High-Tech-Elemente treffen auf ökologische Ansprüche

Der britische Architekt Norman Foster zählt zu den weltweit gefragtesten Bauplanern. In vielen Metropolen finden sich heute berühmte Bauwerke, die seine Handschrift tragen und ihm sogar den Ritterschlag einbrachten.

Leben & Werdegang mit Ritterschlag

Norman Foster wurde 1935 in Manchester als Sohn einer Arbeiterfamilie geboren. Um sein Studium an der School of Architecture and City Planning der Universität von Manchester zu finanzieren, jobbte er als Türsteher, Bäckereigehilfe und Eisverkäufer. Nach dem Abschluss ermöglichte ihm schließlich ein Stipendium den Besuch der Yale School of Art and Architecture. Nach seinem zweiten universitären Abschluss gründete er im Jahr 1965, gemeinsam mit seiner Frau und zwei weiteren Partnern, das Architekturbüro „Team 4“. Aus diesem ging zwei Jahre später das Architekturbüro „Foster Associates“ hervor, das bis heute unter dem Namen „Foster + Partners“ agiert. Für sein beeindruckendes Schaffen erhielt Foster 1990 wortwörtlich den Ritterschlag und wurde in den Adelsstand erhoben. Damit nicht genug: So wurde Sir Norman Foster im Jahr 1999 zudem mit dem Titel „Lord Foster of Thames Bank“ geehrt und zum Life Peer ernannt. Den dadurch zugesprochenen, lebenslangen Sitz im House of Lords musste der in der Schweiz lebende Brite 2010 jedoch aufgeben. Andernfalls hätte Foster einen Wohnsitz in Großbritannien anmelden müssen und wäre somit auch im Vereinigten Königreich steuerpflichtig geworden.

Norman Fosters Vorbilder & Geistesverwandte

Von 1968 bis 1983 arbeitete Norman Foster für den US-Architekten und Visionär Richard Buckminster Fuller, von dessen Ideen einer technisch optimierten Lebens- und neuen Arbeitswelt er maßgeblich beeinflusst wurde. Doch auch zwei Persönlichkeiten der deutschen Design- und Architekturszene hatten Einfluss auf Fosters kreatives Schaffen. So gab er selbst an, eine Geistesverwandtschaft zum Berliner Architekten Ludwig Leo und dem deutschen Kommunikationsdesigner Otl Aicher zu haben. Mit Aicher verband ihn gar eine enge Freundschaft. Dies spiegelte sich auch in Fosters Plandarstellungen wider, die Elemente aus Aichers Grafik- und Designregeln aufweisen.

Bauwerke, die Norman Fosters Handschrift tragen

Die Millenium Bridge von Sir Norman Foster in London zur blauen Stunde.

Hongkong: Durchbruch & Großprojekt

Bauwerke Fosters findet man heute in vielen Metropolen. Seinen Durchbruch feierte er in den 1980er Jahren mit dem bis dato teuersten Gebäude der Welt: der Zentrale der Bank HSBC in Hongkong. Das Hochhaus wurde zwar mithilfe einer Stahlkonstruktion erbaut, besitzt jedoch durchwegs keine tragenden Wände. Als Hauptbeleuchtungsquelle nutzt das Gebäude das Sonnenlicht, das durch zahlreiche Spiegel bis in die Haupthalle hinunter geleitet wird. Eine Besonderheit stellt die Verbindung zwischen den Etagen dar: Der Bank-Tower verfügt über 62 Aufzüge, die jedoch nicht in jedem Stockwerk halten. Dazwischenliegende Etagen sind stattdessen ausschließlich über Rolltreppen erreichbar. Ebenfalls in Hongkong wurde auch einer von Norman Fosters größten internationalen Entwürfe realisiert: der Hong Kong International Airport, der auf einer künstlichen Insel errichtet wurde.

Gewürzgurke und Brücken

In London zeichnet sich Norman Foster gleich für zwei berühmte Entwürfe verantwortlich. Einer davon ist der von den Londonern „The Gherkin“ (was übersetzt „Gewürzgurke“ heißt) genannte Büroturm des Unternehmens Swiss Re. Das Tragwerk des Hochhauses besteht aus Helixsträngen, die ineinander verschlungen und mit dreieckigen und rautenförmigen Glaselementen verkleidet sind. Ein zweites berühmtes Bauwerk Fosters in London stellt die Millenium Bridge dar. Die Fußgängerbrücke verbindet die Themse-Ufer zwischen Tate Modern und der St. Pauls Cathedral. Sie ist jedoch nicht die einzige berühmte Brücke, die der britische Architekt entwarf: Das Millau Viaduct ist mit 343 Metern die weltweit höchste Brücke. Sie wird über eine Länge von 2,5 Kilometern von sieben Betonsäulen getragen und verbindet die Route von Paris bis ans Mittelmeer.

Eine transparente Kuppel für Berlin

Von Fosters internationalen Projekten finden sich viele in Deutschland wieder. So beispielsweise die gläserne Reichstagskuppel in Berlin, die zu einem Wahrzeichen der Hauptstadt wurde. Besucher haben von hier aus Sicht in den Plenarsaal des Bundestags und können über eine spiralförmige Rampe zu einer Aussichtsplattform hinaufgelangen. In der Mitte der Glaskuppel befindet sich ein trichterförmiges, mit 360 Spiegeln umkleidetes Lichtumlenk-Element, welches Tageslicht in den Plenarsaal hinab reflektiert.

Die gläserne Reichstagskuppel von Sir Norman Foster in Berlin.

Norman Fosters jüngstes Werk: Auf ins Silicon Valley

Eines seiner jüngsten Bauwerke ist der kreisrunde Apple Park im kalifornischen Silicon Valley. Der Firmensitz des gleichnamigen Unternehmens ist mit knapp einem halben Kilometer Durchmesser größer als das Pentagon und weist im Inneren des Rings einen 12 ha großen Park auf.

Norman Fosters Einfluss

Insbesondere Norman Fosters frühe Entwürfe weisen High-Tech-Elemente auf, die als Hommage an eine hochtechnologische Moderne gesehen werden. Seine Kritiker attestieren seinen Bauten wiederum eine kalt wirkende technische Perfektion, die das in ihnen herrschende Effizienz-Denken verbildliche. Doch bei genauem Hinsehen zeigt sich: Tatsächlich bewirken Fosters Entwürfe  eine Verbesserung der Lebens- und Arbeitsbedingungen in ihrem Inneren. So ist beispielsweise „The Gherkin“ mit zahlreichen Preisen für ökologisches Bauen ausgezeichnet worden. Die Fassade des Büroturms ermöglicht eine natürliche Lüftung und Klimatisierung. Die eckigen Fenster und Deckplatten der Fassade werden, je nach Außenwitterung, durch Computeranlagen gesteuert geöffnet oder geschlossen. Mehrere Atrien sorgen zudem für eine natürliche Ventilation, sodass die Klimatechnik nur bei extremen Wetterverhältnissen in Betrieb genommen werden muss. Diesen ökologischen Anspruch legte Norman Foster auch anderen Entwürfen zugrunde.

Renommierte Auszeichnungen

Norman Foster erhielt bereits mehr als 220 Auszeichnungen. Zu den wohl wichtigsten Ehrungen zählen dabei wohl die Goldmedaille des American Institute of Architects sowie die Royal Gold Medal of Architectures des Royal Institute of British Architects, mit denen er 1983 ausgezeichnet wurde. 1999 erhielt Norman Foster zudem den renommierten Pritzker-Preis.

 

Fotocredits: iStock.com/xavierarnau, iStock.com/Mark_Thomas_Photo, iStock.com/frankix

Zurück zur Übersicht
Zur optimalen Darstellung der Website verwenden wir Cookies. In Ihren Browsereinstellungen können Sie die Verwendung von Cookies deaktivieren. OK