27. Januar 2017
Designer unter der Lupe: Achille Castiglioni
Der Zauberer unter den Designern
Achille Castiglioni war ein italienischer Industriedesigner des 20. Jahrhunderts, der gemeinsam mit seinen zwei Brüdern ein Stück Designgeschichte schuf.
Der Werdegang
Giannino Castiglioni, der Vater der Castiglioni-Brüder war Bildhauer und arbeitete sogar noch am reich verzierten Mailänder Dom mit. Diese Gene gab er weiter: Livio, Pier Giacomo und Achille Castiglioni gründen nach dem Architekturstudium von Achille 1944 ein Architekturbüro. Bauaufträge sind zu dem Zeitpunkt noch rar und Livio steigt nach ein paar Jahren wieder aus, um in der Radiobranche Fuß zu fassen. Die beiden anderen Brüder geben aber nicht auf und bald ziehen sie die ersten Aufträge an Land: Ein Staubsauger aus Aluminium zum Umschnallen und eine schlanke Deckenfluterleuchte machen den Anfang. Ihr Motto dabei: Durch Weglassen zum Wesentlichen kommen, zur Essenz. Eine ihrer ersten Designikonen stellen sie anlässlich der XI. Mailänder Triennale 1957 vor: Ihren Traktorstuhl „Mezzadro“. Es handelt sich dabei um einen handelsüblichen Traktorsitz, den sie mit einer Flügelmutter an einem freischwingenden Bandstahlbogen befestigen. Zur Stabilisierung verwenden sie ein Querholz, ähnlich einer Leitersprosse.
Goldene Jahre
In den 1960ern stellt sich der erste große Erfolg ein – mit einer Biergaststätte, die sie in einem besonders extravaganten Stilkontrast einrichten. Lampen aus spiegelndem Aluminium hängen über Kirchenbänken und spielen gekonnt mit den Lichtkontrasten. Licht wird ab da zum zentralen Thema der Brüder: Sie mixen Alt und Neu und erschaffen spektakuläre Leuchten, wie noch nie zuvor. Die Brüder sind damit auf dem besten Weg, dank ihres schlichten, sachlichen Stils, zu den bedeutendsten Designern der italienischen Nachkriegszeit aufzusteigen. 1968 aber platzt die Erfolgsblase: Pier Giacomo stirbt mit nur 55 Jahren. Achille denkt daran aufzugeben, zieht sich zurück – nur, um dann stärker wieder zurückzukommen.
Auf der Universität
Jetzt nimmt er sich die Universität als Wirkungsfeld vor und besinnt sich auf zwei Merksätze: „Eigentlich ist schon alles erfunden, man muss es nur sehen“ und „Wenn du selbst nicht neugierig bist, langweile nicht andere.“ Er ist nicht als Langweiler bekannt, ganz im Gegenteil: Seine Hörsäle sind prall gefüllt – kein anderer konnte bis zu diesem Zeitpunkt Design so anschaulich und charismatisch erklären wie er. Noch mit weit über 70 entwirft er zum Beispiel: Ein Regal, das sich an einer Mittelachse auffächern lässt, eine Leuchte, die an ein Porzellanei erinnert oder ein Besteck, mit den Griffen von Zimmermannsbleistiften. Er stirbt am 6. Dezember 2002 in Mailand, als einer der bedeutendsten Nachkriegsdesigner Italiens.
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