19. Mai 2020

Geschirr aus Steingut.

Ein Trend, der den richtigen Ton trifft.

Foodblogger lieben diesen Geschirrtrend ebenso sehr wie Spitzenrestaurants: Das einst als etwas bieder verschmähte Steingut ist zurück. Bodenständig, unperfekt und wunderbar natürlich, holt die neue Keramikkunst altes Handwerk zurück auf den Tisch.

Strahlend weißes Fine Bone China verschwindet derzeit ganz weit hinten im Geschirrschrank. Denn nun ist die Zeit angebrochen, Ecken, Kanten und Makel zu zeigen! Der Trend der gewollten Unvollkommenheit setzt sich auch am Tisch fort. Teller, Tassen und Schüsseln aus Steingut sind daher so angesagt wie schon lange nicht mehr. Ihre rauen, unebenen Oberflächen, unregelmäßigen Formen und individuellen (Ver-)Färbungen entsprechen ganz dem handgefertigten Charme, der beim Einrichten und Wohnen gefragt ist.

Steingut: „Handmade“ mit Tradition

Steingut wird bereits seit Jahrtausenden in Asien gefertigt. Die Technik kam im 18. Jahrhundert nach England, von dort breitete sie sich wenig später nach Mitteleuropa aus. Steingut ist eine Unterart von Keramik. Es besteht aus einem Grundgemisch aus Ton, Quarz, Feldspat und je nach Rezeptur anderen mineralischen Partikeln wie Kalkstein und Magnesiumsilikaten. Seine natürliche Farbe reicht von gelblich-grau bis weiß. Häufig wird Steingut begrifflich mit Steinzeug verwechselt, wird aber bei einer niedrigeren Brenntemperatur zwischen 970 und 1320 Grad gebrannt. Dadurch ist Steingut – anders als Steinzeug – nicht wasserdicht. Diese Eigenschaft erlangt es erst durch eine Glasur, die bei 100 Grad aufgebrannt wird. Sie macht Steingut zu einem ebenso beliebten wie robusten Alltagsgeschirr.

Das Geschirr, das entschleunigt

Die Ironie der Geschichte: Während heute der handgefertigte Look im Vordergrund steht, war Steingut das erste industriell produzierte Geschirr überhaupt, da es sehr preiswert ist. Und so mancher moderner Keramikkünstler wirft für seine Kreationen wider Erwarten nicht die Töpferscheibe, sondern den 3D-Drucker an. Trotzdem: Steingut-Stücke werden vor allem als Unikate geschätzt. Neben „handmade“ boomt übrigens auch „selfmade“. In manchen Großstädten sollen Töpferkurse Pilates-Einheiten fast schon den Rang ablaufen. Kein Wunder, denn die Langsamkeit, mit der der Tonklumpen unter den Händen Form annimmt, hat fast schon etwas Therapeutisch-Meditatives an sich. Entschleunigung pur also.

Zurück zur Natur mit japanischen Geschirrtrends

Auch unseren Wunsch nach mehr Natur in unserem Zuhause spiegelt Steingut wider. Dank natürlicher Farben und der ansprechenden Haptik wirken diese urigen Stücke angenehm „warm“ und bodenständig. In manchem weckt ihre Urtümlichkeit bestimmt auch Kindheitserinnerungen – immerhin lag Steingut-Geschirr bereits in den 1970er- und 1980er-Jahren im Trend. Der damals keimende Umweltschutzgedanke ist inzwischen in der Mitte der Gesellschaft angekommen, und das Steingut zieht nach. Ebenso stark ist laut Experten aber auch der Einfluss von Foodbloggern und Foodtrends wie Farm-to-Table. Ob Früchte aus dem Eigenanbau oder Gemüse vom Biobauern des Vertrauens, diese Art zu essen lässt sich auf Steingut-Tellern besser präsentieren als auf austauschbarem Porzellan. Die wiederentdeckte Liebe zu Steingut ist daher nur ein Puzzlestein eines größeren Ganzen – einer, der sehr hübsch anzusehen ist.

Vegetarisches Essen auf einem natürlichen Steingut Teller

Trend-Tipps für Steingut-Geschirr:

  1. Steingut passt längst nicht mehr nur zum Landhausstil, sondern fügt sich so gut wie überall ein. Einfach ausprobieren!
  2. Farbe ist bei diesem Trend alles! Zeitlos schön sind erdige Nuancen, zu denen Sie mit Aquatönen Akzente setzen können. Unifarbene Geschirr-Sets sind jedenfalls von gestern, das Motto lautet „Mix and match“.
  3. Kombinieren Sie Steingut zu Natur-Materialien wie Glas, Holz und Leinen.
  4. Organische Formen wirken besonders natürlich und angenehm fürs Auge.
  5. Achten Sie auf die Pflegehinweise, um lange Freude an Ihrem Steingut-Geschirr zu haben. Waschen Sie nur glasierte, unbeschädigte Stücke mit maximal 50 Grad im Geschirrspüler und setzen Sie nicht-glasierte, rissige Teile nur kurz dem Wasser aus.
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