28. Januar 2020

Gin.

Eine Spirituose zwischen Trend und Tradition.

Wodka war gestern, heute ist die Spirituose der Stunde Gin – und der darf derzeit in keiner gut ausgestatteten Heimbar fehlen. Von der langweiligen Cocktailzutat zum Trenddrink hat der Wacholderschnaps in kürzester Zeit einen beispiellosen Imagewandel hingelegt. Dabei genießt Gin insgeheim schon längst den Status eines wahren Kultgetränks, das auch Persönlichkeiten wie Winston Churchill oder Humphrey Bogart zu schätzen wussten.

Gin stammt vom botanischen Begriff juniperusab – dem Wacholder. Dessen Beere verleiht der Spirituose den charakteristischen Geschmack, wobei noch sogenannte „Botanicals“ für zusätzliche Aromen sorgen. So werden die pflanzlichen Rohstoffe bezeichnet, die neben Wacholderbeeren in den destillierten Basisalkohol kommen. Von Samen wie Koriander über Fruchtschalen, etwa von Zitronen oder Orangen, bis hin zu Gewürzen wie Muskat oder Kümmel: Die Auswahl an Aromastoffen ist groß. Und so variiert Gin zwischen frisch und herb, würzig und süß – trotz seines klaren Aussehens ist er geschmacklich also alles andere als farblos.

„Gin Craze“ einst und heute

Bereits seit rund 500 Jahren wird Gin hergestellt, zuerst in den Niederlanden und später in Belgien. Von dort breitete sich das als „Genever“ bekannte Getränk nach Großbritannien aus, wo es zu seinem heutigen Namen kam. Im 18. Jahrhundert wurde Gin zum billigen Laster der Armen und Inbegriff sozialer Übel. Die als „Gin Craze“ in die Geschichte eingegangene Krise führte schließlich zu einer Steuererhöhung, die dem Gin den Weg zum kultivierten Upperclass-Getränk ebnete. Queen Mum war berüchtigt für ihr tägliches Gläschen! In England (und den USA) hat auch der heutige Gin-Trend seine Wurzeln. Handverlesene Zutaten, beste Qualität, kleine Craft-Betriebe: Das sind die „Zutaten“ für den derzeitigen Hype um den Wacholderschnaps. Das Handwerk des Destillierens wird quasi zur Kunstform erhoben – und Gin-Genuss regelrecht zelebriert.

Sammlung frischer Wacholder Beeren

Sortenreiche Geschmacksvielfalt

Basisalkohol plus Wacholder plus Botanicals, das alles mit einem Mindestalkoholgehalt von 37,5 Vol.-% – diese Grunddefinition lässt sehr viel Interpretationsspielraum offen. Kein Wunder also, dass es weltweit über 1000 Gin-Sorten geben soll. Diese unterscheiden sich einerseits durch verschiedene Herstellungsverfahren. So werden für Cold Compound Gins die Aromastoffe für eine gewisse Zeit kalt in Alkohol eingelegt und die Feststoffe dann wieder herausgefiltert. Bei anderen Methoden kommt wiederum Dampf oder Destillation zum Einsatz. Andererseits kommt es auf die verwendeten Botanicals an: Gin Rosé bzw. Pink Gin wird mit Beeren, Sloe Gin mit Schlehe und spanischer Gin Mare mit Rosmarin versetzt. Neue Gin-Sorten tendieren zu mehr Zutaten, während die traditionsreichen Klassiker dem Motto „weniger ist mehr“ folgen. Folglich kann Gin zwischen sieben bis 20 oder mehr Botanicals aufweisen. Die Bezeichnung „dry“ ist übrigens nicht klar definiert, soll aber auf kaum oder gar nicht gesüßte Sorten hinweisen.

Mix and Match

Pur wird Gin äußerst selten getrunken, dafür kann man ihn ganz nach Geschmack und Belieben mit anderen Getränken mischen. Die Wacholdernote bleibt dabei jedoch stets dominant. Ein Klassiker ist natürlich die Kombination mit Tonic Water, also chininhaltiger Bitterlimonade. Aufgrund dieser Zutat wurde Gin Tonic – von Kennern „Gin and Tonic“ genannt – einst den britischen Kolonialsoldaten als Medikament gegen Malaria ausgeschenkt. Doch auch viele Longdrinks und Cocktails sind ohne Gin undenkbar, etwa Gin Fizz, Martini, Cosmopolitan (der traditionell nämlich mit Gin statt Wodka zubereitet wird), Gimlet und Negroni.

Gekonnt serviert

Die wichtigste Regel des Gin-Genusses lautet: Eis, Eis und nochmal Eis. Und zwar ganze Eiswürfel, denn Crushed Ice verwässert den Drink zu schnell. Kalt zwischen 13 und 15 Grad schmeckt Gin am besten – idealerweise wird sogar das Glas vorher gekühlt. Apropos Glas: Am beliebtesten sind der gerade Tumbler und das bauchige Highball-Glas, doch je nach Drink kommt mitunter auch ein Longdrink-Glas zu Einsatz. Beim Garnieren darf es gerne etwas abwechslungsreicher als die obligatorische Gurkenscheibe sein: Je nach dominantem Botanical wird Gin auch mit Zitronen- oder Orangenscheiben, Kräuterzweigen und Co. serviert. Einfach der Nase nach!

Gin Cocktail mit Limoncello

Rezept für mediterranen Gin and Tonic:

Zutaten:

  • 5 cl Gin Mare
  • 15 cl zitronig-frisches Tonic Water (z. B. Fevertree Tonic Water oder 1724 Tonic Water)
  • 1 Zweig frischer Rosmarin
  • 1 Orangenspalte
  • Eiswürfel

Zubereitung:

  1. Glas mit Eiswürfeln füllen, Gin hinzugeben und mit Tonic Water aufgießen.
  2. Rosmarinzweig mit dem Feuerzeug leicht anbrennen und damit das Glas umrühren.
  3. Zum Abschluss mit der Orangenspalte garnieren.
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