16. Juni 2020

Luxusgetränk Tee.

Vom antiken Zahlungsmittel zur modernen Geldanlage.

Viele starten mit einer Tasse Tee in den Tag und den Briten ist ihr Nationalgetränk ohnehin heilig. Doch wussten Sie, dass Tee in Asien einst einen ähnlichen Stellenwert genoss wie Geld? Auch heute steigt das Interesse vor allem chinesischer Investoren in die getrockneten Blätter. Wir nehmen die wertvollsten Sorten und die Hintergründe zum Tee-Boom genauer unter die Lupe.

In gewisser Weise kehrt Tee zu seinen Ursprüngen zurück: Das Aufgussgetränk begann seine Karriere in der westlichen Welt nämlich als Luxusgut. Erst gegen Ende des 18. Jahrhunderts konnte neben der Oberschicht auch die breite Bevölkerung ihren Earl Grey zum Frühstück genießen. Nach einem regen Schmuggelhandel wurden damals endlich die Teesteuern gesenkt. In China und weiteren Gebieten wie der Mongolei, Sibirien, Tibet und Turkmenistan diente das heutige Alltagsgetränk einst sogar als Zahlungsmittel. Zu trockenen Teeziegeln gepresst, galten Teeblätter also schon früh als Wertanlage und besonderer Luxus für die Reichen.

Ein uraltes Luxusgut wird wiederentdeckt

Auch heute entwickelt sich zunehmend ein Markt, der bereit ist, hohe Preise für das Besondere in der Teekanne zu bezahlen. In den Industrieländern bildet sich daher eine Premium-Sparte für hochwertigen, lose verkauften Tee und neue Geschmacksrichtungen. Wie beim Wein gewinnen Faktoren wie das Anbaugebiet oder die Erntezeit an Bedeutung. Blumige Bouquet-Beschreibungen sind bei führenden Teemarken keine Seltenheit mehr, und deren Teedosen erlangen manchmal sogar Sammlerwert. Feinkostläden in London, Paris oder New York rittern um die besten Blätter, die schon mal an die 50 Euro pro Packung kosten können.

Teeblätter auf Bambusschale

Edle Blätter aus der Teenation Europas

In dieser Preisklasse rangieren auch die Produkte der schottischen Teebauern. Richtig gelesen, auf den britischen Inseln wird Tee mittlerweile nicht nur getrunken, sondern auch angebaut. Unter einer Plastikhülle, die als Kälteschutz und UV-Filter dient, wachsen in den milderen Regionen Dumfries und Galloway Teepflanzen zu bester Qualität heran. Und die ist quasi von oberster Stelle abgesegnet, soll doch bereits die Queen das heimische Produkt verkostet haben. Auch der Preis ist königlich: Pro Kilo können die Hersteller rund 3000 Pfund verlangen. Der Erfolg spricht für sich – der schottische Tee verkauft sich bis nach China.

Investment-Trend in der Heimat des Tees

Dort, im Herzen Asiens, liegt noch immer das Zentrum des internationalen Teehandels. Kein Wunder, schließlich ist China die Heimat der Teepflanze. Das wiedergekehrte Interesse führen Beobachter auf eine Rückbesinnung auf die chinesische Kultur zurück. Nach Jahrzehnten der Ausrichtung auf den Westen erwacht ein neues nationales Selbstbewusstsein. Traditionen und Rituale rund um die Teezeremonie sind Teil der Identitätssuche. Viele rare Teesorten oder Jahrgänge sind nur in China und teilweise nur in geringen Mengen erhältlich. Den Markt zu durchschauen und in die richtige Sorte zu investieren, ist schwierig – angeblich sogar fordernder als der Diamanthandel. Als Geldanlage wird Tee dennoch immer begehrter.

Die Teesorte Pu-Erh: das neue Gold aus China

Bei Investoren besonders beliebt ist Pu-Erh. Diese Teesorte stammt aus der chinesischen Provinz Yunnam, geerntet werden bevorzugt Blätter von alten Bäumen. Nach einem traditionellen Prozess werden sie kurz gedämpft, in einem Stoffbeutel von Hand zu Kugeln gerollt und mit dem Körpergewicht zu Fladen gepresst. Als solche können sie bis zu 150 Jahre lang gelagert werden und dabei weiter reifen. Denn mit dem Alter gewinnt Pu-Erh an Geschmack – der dank der langen Fermentation besonders mild und aromatisch sein soll. Neben der Lagerungsfähigkeit macht ihn seine Wirkung so gefragt. Pu-Erh-Tee soll beim Abnehmen helfen, entgiften und die Verdauung fetter Speisen fördern. Wissenschaftlich belegt ist das nicht, aber das tut dem Hype rund um Pu-Erh keinen Abbruch. Ein hochwertiger Fladen kostet schon mal 10.000 Euro. Wegen der rapiden Preissteigerung in den letzten Jahren sprechen manche Fachleute bereits von einer „Teeblase“.

Luftaufnahme eines Teefeldes

Teures für die Tasse: Pandakot-Tee

Die Suche nach neuen exklusiven Teesorten bringt auch Kuriositäten zutage: etwa Tee aus Pandamist. Genauer genommen werden aber nur die Teepflanzen mit Pandakot gedüngt. Der Kopf dahinter ist der chinesische Unternehmer An Yanshi. Den Dünger für seine Plantage in der südchinesischen Provinz Sichuan (die übrigens auch für ihre scharfe Küche bekannt ist) bezieht er von Panda-Aufzuchtstationen. Für die erste Ernte berechnete er umgerechnet 27.000 Euro pro Pfund. Mittlerweile ist der Medienrummel abgeebbt und das Luxusprodukt deutlich günstiger auch online erhältlich. Neugierige Teeliebhaber mit dem nötigen Kleingeld können also ihre Erfahrungen mit dem Aufgussgetränk erweitern …

 

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