23. Juni 2020

Mühlviertler Quellen.

Der sprudelnde Schatz des Granitlandes.

Die Mühlviertler Landschaft prägt – natürlich neben den Granitformationen – das Wasser. Viele Flüsse und Naturbadeteiche sorgen im Sommer für eine willkommene Erfrischung. Doch auch zahlreiche Quellen entspringen hier. Ihre oft als heilsam beschriebene Wirkung macht sie zu gehüteten Geheimtipps und zum Herzstück gut besuchter Kurhäuser.

Im für „hartes“, kalkhaltiges Wasser bekannten Oberösterreich ist das Grundwasser des Mühlviertels eine Besonderheit: Mit durchschnittlichen Härtegraden unter zwei fließt es ausgesprochen weich, fast samtig aus der Leitung. Die Höhenlagen und das Granitmassiv sind es, die das kostbare Nass derart prägen. Das wichtigste Wasserreservoir ist übrigens der Böhmerwald, der das Mühlviertel bis nach Rohrbach versorgt.

Beste Braugrundlage und wohlschmeckender Höhenflieger

Die ausgezeichnete Wasserqualität legt gewissermaßen auch den Grundstein für die Mühlviertler Bierbraukultur. Pur ist es allerdings ebenso gefragt. Als „Irx Wasser“ vermarktet, fliegt das Wasser aus einer Mühlviertler Quelle in Pierbach sogar rund um die Welt. Zahlreiche Airlines servieren ihren Fluggästen damit ein natürliches Getränk, dessen hohe Qualität sogar vom Experten bestätigt ist. Auch Privatkunden und Unternehmen aus der Region lassen sich von der Unternehmerfamilie Irxenmayr mit Wasser von der Mühlviertler Alm beliefern.

Kuren und Kneippen im Mühlviertel

Eine Heilkraft konnte dem „Irx Wasser“ (noch) nicht nachgewiesen werden – die beanspruchen dafür viele weitere Quellenbesitzer für ihren sprudelnden Schatz. So überrascht es kaum, dass im Mühlviertel mehrere Kurangebote rund um das H2O zu finden sind. Besonders bekannt ist der Kurort Bad Zell, dessen vitalisierendes Wasser aus dem Hedwigsbründl 1971 den Status von Heilwasser verliehen bekam. Es ist stark eisenhaltig und durch seinen Radongehalt sogar leicht radioaktiv. Dadurch sollen das Immun- und Drüsensystem angekurbelt werden. Vor allem Rheumapatienten und Unfallopfer kommen nach Bad Zell. Die besondere Wirkung erkannte man bereits früh, denn das Hedwigsbründl wird schon um 1500 schriftlich erwähnt. Der Legende nach entstand die Quelle, als die Heilige Hedwig auf einer barfuß unternommenen Pilgerreise nach Rom hier rastete. Auch die Marienwallfahrt blühte ab 1740 auf, weshalb Bad Zell im 18. Jahrhundert auch „Klein Mariazell“ genannt wurde.

Legenden von Heiligen und Heilungen

Mit seiner mythischen Heiligengeschichte rund um die Quelle steht Bad Zell keineswegs alleine da. Nicht wenige Mühlviertler Wallfahrtsorte berufen sich auf ihr eigenes Heilwasser und wurden am Ursprung von Quellen errichtet. Das Bewusstsein für diesen natürlichen Schatz ist im Mühlviertel jedenfalls groß. So schloss sich Bad Zell mit vier weiteren Gemeinden – Rechberg, Tragwein, Allerheiligen und Windhaag – zur Gesundheitsregion „Mühlviertler Quell“ mit eigenem Rundwanderweg zusammen.

Frisches Quellwasser im Fluss

Besondere Mühlviertler Quellen

Wallfahrtskirche Maria Schutz beim Bründl

Die Wallfahrtskirche in Bad Leonfelden wartet mit einer Besonderheit auf: An der Rückseite des Hochaltars befindet sich eine Quelle. Ihr Wasser soll 1686 einen kranken Zimmermann geheilt haben. Fortan wurde es bei Augenleiden sowie Menschen- und Tierseuchen eingesetzt.

Egerholzkapelle

Ebenfalls bei Augenleiden helfen soll das Wasser des Egerholzbründls, das nahe der Wallfahrtskapelle Egerholz zu finden ist. Der Legende nach soll 1867 ein blindes Mädchen aus Peilstein dadurch geheilt worden sein. Die Kapelle wurde ursprünglich als Pestkapelle errichtet.

Wallfahrtskapelle Maria Bründl

Nahe St. Oswald bei Freistadt liegt inmitten von Wäldern die spätbarocke Wallfahrtskirche Maria Bründl. Die Wirkung des radonhaltigen Wassers wurde schon im 17. Jahrhundert erkannt. In der 2003 errichteten Heilwasserkapelle kann jeder davon schöpfen, während die spätbarocke Wallfahrtskapelle als Ort der Ruhe zum Verweilen einlädt.

Augenbründl in Kaltenberg

Die Kaltenberger Pfarrchronik beschreibt gleich mehrere Heilungen, die auf das Wasser des Augenbründls zurückzuführen seien. Wie der Name verrät, wird das Augenbründl speziell bei Augenkrankheiten aufgesucht. Die dazugehörige Wallfahrtskirche geht auf eine Marienerscheinung zurück. Am besten kommt man nach einer Regenperiode vorbei, denn in trockenen Zeiten kann das Bründl versiegen.

Quelle des Heiligen Wassers bei der Waldkapelle Maria Rast

In der Nähe der Steinkreise bei Maria Rast in Helfenberg steht neben der Waldkapelle auch ein hölzerner Quellenüberbau. Bei einer Rast der Heiligen Familie soll die Gottesmutter Maria das Jesuskind im Quellwasser gebadet haben – seither soll es heilende Kräfte besitzen. Ein Burgfräulein und eine arme Frau sollen der Sage nach davon profitiert haben.

Augenbründl bei Auberg

Hier am Fuße des Hollerberges liegen heidnischer und christlicher Glaube ganz nah beieinander, denn das Augenbründl entspringt unter dem sogenannten Teufelsstein. Dieser wurde einst für seine Heilkräfte genutzt – später übertrug man die Wirkung auf das Wasser, für welches eigens eine Kapelle errichtet wurde. Das Brunnenbecken darin ist heute zwar leer, doch die Quelle selbst wird immer noch bei Augenleiden sowie Nieren- und Darmerkrankungen aufgesucht.

Michaelsquelle bei Aigen-Schlägl

Wanderer, die zur Michaelsquelle auf 700 Metern Seehöhe aufbrechen, werden mit einem besonderen Genuss belohnt: einem Kneippbecken, das müden Füßen wieder Frische verleiht. Gespeist wird es vom Tiefenwasser der Michaelsquelle, die vermutlich im 17. Jahrhundert erstmals für ein Bründl für die nahegelegene Kalvarienbergkapelle gefasst wurde. Das Brunnenwasser enthält besonders viel Magnesium und Kalzium.

Das „Heilige Wasser“ in Hörleinsödt

Die Kapelle Heiligwasser wurde von der frommen Bevölkerung rund um Hörleinsödt errichtet, die an diesem Ort immer wieder himmlische Chöre vernommen haben will. Sie zieht vor allem Pilger an, die sich Linderung für ihre Augenleiden oder Entzündungen erhoffen. Der Kult um das Heilwasser hat sogar eine Nachbildung der Lourdesgrotte hervorgebracht, die sich etwas weiter oberhalb am Hang befindet.

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