4. Januar 2022
STEINE IN WELLNESS & BEAUTY
VON DER HOT-STONE-MASSAGE BIS ZUM JADEROLLER.
Seit Jahrtausenden werden Steine in wohltuenden Behandlungen für Körper und Geist verwendet. Doch nicht nur in der Traditionellen Chinesischen Medizin kommen Rosenquarz, Jade und Co. zum Einsatz. Seit Neuestem wandern Edelsteine aus der Schmuckschatulle sogar ins moderne Beauty-Case. Ob Rosenquarzroller oder Gua-Sha-Facial: Wir haben uns angesehen, worauf beispielsweise Topmodels schwören – und wo zwischen Esoterik und tatsächlicher Wirkung dieser Wellness-Trend einzuordnen ist.
„STEINALTE“ SCHÖNHEITS- & KÖRPERBEHANDLUNGEN
Die Wirkung von Edelsteinen beschäftigt die Menschheit schon lange, darunter etwa Hildegard von Bingen. Als sogenannte Lithotherapie ist das Thema derzeit in der Alternativmedizin angesiedelt. Ein nicht nur unter Esoterik-Fans bekanntes Beispiel sind Bernsteinketten, die Babys das Zahnen erleichtern sollen. Inzwischen hat auch die Beauty- und Wellness-Industrie das Potenzial der angeblich „heilsamen Steine“ erkannt – oder zumindest die Nachfrage nach „natürlichen“ und über Generationen tradierten Schönheitsritualen und -mitteln. Fakt ist: Das Geschäft mit den Steinen boomt.
EINE ANWENDUNG MIT TRADITION: DIE HOT-STONE-MASSAGE
Dass Steine als ausgezeichnete Wärmespeicher dienen, wussten bereits zahlreiche alte Völker. Vorläufer der heutigen Hot-Stone-Massage sind jedenfalls in vielen Erdteilen zu finden, etwa in der Traditionellen Chinesischen Medizin (TCM) oder im pazifischen Raum mit der hawaiianischen Lomi-Pohakù-Massage. Auch im Schamanismus, beispielsweise in den Schwitzhütten der Native Americans, kamen heiße Steine zum Einsatz. In den USA wurden diese Ansätze schließlich in den 1990er-Jahren zu einer Therapieform entwickelt. Mary Nelson-Hannigan begründete die „LaStone-Therapie“, auch Warmstein-Massage oder eben Hot-Stone-Massage genannt. Dabei massiert man den Körper mit glatt geschliffenen Steinen in verschiedenen Größen oder legt diese auch auf Körpermeridianen auf. Meist handelt es sich um Vulkangestein wie Basalt. Die Hot-Stone-Massage soll Verspannungen lösen, Muskeln lockern, entspannend wirken und den Lymphfluss anregen. Übrigens wird nicht nur mit heißen, sondern auch mit gekühlten Steinen gearbeitet. Diese sind häufig aus Marmor oder Jade. Der Wechsel zwischen Wärme- und Kältereiz soll wie beim Kneippen die Selbstheilungskräfte aktivieren.
DIE „ROLLING STONES” DER BEAUTY: GESICHTSROLLER AUS EDELSTEINEN
Während sich Hot-Stone-Massagen in Wellness-Tempeln gewissermaßen etabliert haben, darf neuerdings auch zuhause ein Beauty-Tool aus Stein einziehen. Für die Anwendung im eigenen Badezimmer greifen trend- und schönheitsbewusste Influencer und Promis nun zum Jade- oder Rosenquarzroller. Dieses Instrument besteht aus zwei verschieden großen Walzen aus glatt poliertem Stein, die über ein Mittelstück als Griff verbunden sind. Damit rollt man von innen nach außen über das Gesicht. Wer möchte, fährt darüber hinaus noch über Hals und Dekolleté. Morgens angewendet, soll der Rosenquarz- oder Jaderoller Schwellungen abklingen lassen und kleine Fältchen ausbügeln. Die bessere Durchblutung soll für ein pralleres, ebenmäßigeres Hautbild sorgen. Abends kann man damit Pflegeprodukte in die gereinigte Haut einarbeiten.
GUA-SHA-STEINE: TREND AUS DER TRADITIONELLEN CHINESISCHEN MEDIZIN
Wenn schon nicht der Rosenquarzroller seinen Platz im Badezimmerregal bekommt, dann ein Gua-Sha-Stein. Wie der Name bereits erahnen lässt, stammt dieser Trend ebenfalls aus der TCM. Massagen des Gesichts sind damit genauso möglich wie am Rücken. Je nach Größe und Form eignet sich ein anderer Gua-Sha-Stein – oder dessen Kante – für die unterschiedlichen Gesichtspartien. Man verspricht sich damit, verspannte Gesichtsmuskulatur zu lockern, die Haut zu erfrischen und den Blut- sowie Lymphkreislauf in Schwung zu bringen. Auch die Aufnahme von Cremes soll dadurch verbessert werden. Im Vergleich zu Jade- und Rosenquarzrollern übt man mit Gua-Sha-Steinen mehr Druck aus. Außerdem schabt man damit eher über die Haut, statt sanft darüber zu rollen.
EDELSTEINE ALS INHALTSSTOFFE FÜR CREMES & EDELSTEINWASSER
Wer sogar noch einen Schritt weitergehen will und mit dem Gua-Sha-Facial eine ganz besondere Gesichtspflege in die Haut massieren will, kann auch das tun. Und zwar mit Cremes, Seren und Peelings, die wertvolle Mineralien in Pulverform enthalten. Die feinen Partikel sorgen beispielsweise für einen Peeling-Effekt oder reflektierendes Diamantpulver für den extra Glow. Immer mehr Unternehmen der Kosmetikbranche bringen Produkte mit Edelsteinen als Inhaltsstoff auf den Markt. Doch auch für „von innen“ gibt’s die Edelsteinbehandlung, und zwar mittels „energetisiertem“ Trinkwasser. Das sogenannte Edelsteinwasser, das die Schwingungen der darin liegenden Steine aufnehmen soll, ist zum Hype in den sozialen Medien avanciert. Die bunten Steine in den Karaffen sehen nicht nur schön aus, sondern sollen auch dem daraus Trinkenden zu Schönheit verhelfen – ob als Abnehmhilfe, für reinere Haut und vieles mehr.
FAZIT: WAS BRINGT BEAUTY UND WELLNESS MIT STEINEN WIRKLICH?
So überzeugt manche von Rosenquarzrollern und Co. auch sind, eine wissenschaftliche Bestätigung konnte für die Wirkung von Edelsteinen noch nicht erbracht werden. Das heißt aber nicht, dass Massagen und dergleichen damit völlig umsonst sind. Bei regelmäßiger Anwendung kann sich wohl durchaus der gewünschte Effekt einstellen. Das liegt dann aber vermutlich eher an weiteren Inhaltsstoffen bzw. der Massage an sich, die man genauso gut mit den Fingern und Händen ausführen könnte. Wunder darf man sich ohnehin keine erwarten. Doch immerhin: Wenn die Edelsteine schon nicht wirken sollten, so schaden sie zumindest in den allermeisten Fällen nicht. Schließlich werden Pflegeprodukte, die bei uns zugelassen werden, streng geprüft. Und nicht zuletzt spielt auch der Placebo-Effekt eine Rolle.