11. Januar 2022

CUSTOMIZED FOOD – MASSGESCHNEIDERTER GENUSS.

DIESER TREND MACHT UNS ZU FOOD DESIGNERN.

„Ich mach mir mein Essen, wie es mir gefällt!“ lautet immer öfter das Motto. Und zwar nicht, indem man sich an den Herd stellt – nein, sondern indem man im Internet personalisierte Lebensmittel ordert. Von der eigens komponierten Müslimischung bis zur exklusiven Kaffeeröstung reicht die Palette an sogenanntem Customized Food inzwischen. Für Konsumenten wie für die Lebensmittelindustrie bringt dieser Trend Chancen, aber auch Herausforderungen mit sich.

CUSTOMIZED FOOD: EIN FOOD TREND FÜR JEDEN GESCHMACK

Ob vegetarisch oder vegan, ohne Laktose oder zuckerfrei: Unsere Ansprüche an unsere Ernährung werden immer komplexer – und individueller. Auch übers Essen nimmt die Selbstverwirklichung im Zeitalter der Individualisierung zu. Viele möchten nicht mehr mit Massenprodukten abgespeist werden. Stattdessen wird Customized Food zum Trend. Dabei stellt sich jeder selbst das zusammen, was ihm schmeckt. Man kann nicht nur unliebsame, sondern auch allergene Zutaten aussortieren und so ganz auf persönliche Geschmäcker und Bedürfnisse eingehen. Meist sind es Onlineshops, wo man sich seine individuellen Lebensmittel selber mixen kann. Ob Tee- und Müslimischungen, Schokolade, Brot, Saft, Pasta oder Gewürze: Von den Zutaten über die Form bis zur Verpackung kann man schon vieles im Vorratsschrank selbst kreieren.

INDIVIDUELLE LEBENSMITTEL & SPEISEN FÜR DIE SELFIE-GENERATION

Selbst zum Food Designer zu werden macht Spaß – besonders der Generation der Millenials. Sie liebt nicht nur beim Essen den Prozess der Customization. Genauso wie ein Maßhemd erwecken „maßgeschneiderte“ Lebensmittel den Eindruck, als wären sie mit Liebe gemacht. Nur für einen selbst gebacken, gepresst und gemischt worden. Etwas Exklusives. Sogar Restaurants gibt es bereits, die auf den Customized-Food-Trend aufspringen. Via Tablet am Tisch wählt man nach dem Baukastenprinzip genau die Zutaten, deren Menge und sogar die Kalorienanzahl aus. Was bei solchen Customized-Food-Restaurants auf der Speisekarte steht? Grundsätzlich kann das alles von Burger bis Pizza sein. Wahrscheinlicher sind es aber gesunde Speisen wie etwa Bowls. Bei Food Customization geht es nämlich sehr oft neben dem Geschmack auch darum, seine Gesundheit zu optimieren.

Poke Bowl Essen auf einer Steinplatte

MIT FUNCTION FOOD ZUR OPTIMIERTEN GESUNDHEIT

Die Idee ist folgende: Je nach Alter, Geschlecht, Fitness, Stoffwechseltyp oder gar Genom lassen sich die Rezepturen für individuelle Lebensmittel anpassen. Von der Wissenschaft und vor allem der Medizin geleitet, entstehen „funktionale“ Lifestyle-Produkte, die gesundheitsfördernd sein sollen. Insbesondere die Forschung zum Mikrobiom des Darms bietet hier laut Experten zahlreiche Geschäftsideen. Manche Lebensmittelkonzerne haben auch schon Pilotprojekte gestartet. In Japan ist das sogenannte Function Food bereits viel weiter als in Europa. Um zu ermitteln, welche personalisierte Nahrung einem guttut, muss man beispielsweise Blutproben einschicken, Fragebögen ausfüllen, einen Gesundheitscheck absolvieren oder sogar einen DNA-Test machen. Dadurch können etwa das Diabetesrisiko oder der Cholesterinspiegel eruiert werden.

WAS CUSTOMIZED FOOD FÜR DIE LEBENSMITTELINDUSTRIE BEDEUTET

Dem Markt rund um personalisierte Ernährung sagen Experten ein enormes Wachstumspotenzial voraus. Damit diese Zukunftsvision Realität wird, muss sich allerdings die Lebensmittelindustrie noch grundlegend umstrukturieren. Derzeit ist sie nämlich stark auf Massenproduktion ausgerichtet. Das ermöglicht einerseits einen günstigen Preis, andererseits standardisierte Qualitätskontrollen. Der Mehraufwand für Customized Food schlägt sich hingegen preislich deutlich zu Buche. Eine Option wäre, dass die Industrie einen Mittelweg findet zwischen weniger und stärker personalisierten – und somit bepreisten – Lebensmitteln. Mass Customization lautet hier das Stichwort: Individualisierung bis zu einem gewissen Grad, für demographisch vordefinierte Gruppen wie Senioren, Schwangere oder Leistungssportler. In Businessmodellen für Customized Food spielt auf jeden Fall auch Technologie eine bedeutende Rolle, etwa in Form eines 3D-Druckers für Lebensmittel.

Kräuteröle in kleinen Flaschen

WO CUSTOMIZED FOOD (NOCH) AN SEINE GRENZEN STÖSST

Alles ist möglich! So der Eindruck, der bei personalisierten Angeboten schnell entsteht. Aber bis Customized Food massentauglich wird, muss noch einiges geschehen. Zum einen müssen wohl Konsumenten überzeugt werden, den höheren Kaufpreis zu akzeptieren. Dafür müssen die versprochenen Benefits für die Gesundheit messbar sein. Ein weiterer Faktor ist die Datensicherheit, schließlich gibt man für Personalized Nutrition so einiges von sich preis. Und nicht zuletzt können zu viele Möglichkeiten auch überfordern. Manchmal ist es aus Effizienzgründen besser, den Konsumenten etwas einzubremsen und nur eine eingeschränkte Auswahl anzubieten. Auch Beratung durch Lebensmittelexperten wird gefragt sein, denn nicht alle verrückten Geschmackskombinationen gehen tatsächlich auf. So setzt Customized Food auch einen Lernprozess beim Konsumenten voraus – einerseits über Aromen und Lebensmittel an sich, andererseits über den Zusammenhang zwischen Ernährung und Gesundheit. Bis zum Food Designer ist es dann doch ein längerer Weg als nur ein paar Klicks im Onlineshop …

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