15. Dezember 2020

DIE SCHÖNSTEN STEFANITAG-BRÄUCHE.

VOM STEFANIRITT BIS ZUM STÖRIBOT.

Der erste Trubel des Weihnachtsfestes ist vorbei, die Aufregung der Kinder hat sich gelegt und die Hektik der Erwachsenen lässt langsam nach. Kein Wunder, dass der 26. Dezember gerne zum ungezwungenen „Christbaumschauen“ bei Verwandten, zum Austausch der letzten Geschenke und zum Kekse naschen genutzt wird. Dabei hat der Stefanitag in Österreich traditionell noch viel mehr zu bieten. Wir stellen die schönsten Bräuche vor!

STEFANITAG, DER GEMÜTLICHE WEIHNACHTSFEIERTAG

Andernorts wird der Stefanitag auch Stephanstag oder Stephanus-Tag genannt – oder einfach nur zweiter Weihnachtsfeiertag. In Österreich und vielen Nachbarländern wie Deutschland handelt es sich beim 26. Dezember um einen gesetzlichen Feiertag. Somit haben die meisten Menschen Zeit dafür, Familie, Nachbarn und Freunde zu besuchen. Die letzten Geschenke werden übergeben und es wird noch einmal groß aufgekocht. Meist kommt beim Stefani-Menü Fleisch oder Fisch auf den Tisch – auf jeden Fall klassische Hausmannskost. Früher wurde Brot an die Armen ausgegeben und die Kinder zogen von Haus zu Haus, um kleine Geschenke zu erbitten. Was wir heute eher mit Halloween verbinden, verschob sich einst auf den 6. Januar, wo bis heute junge Spendensammler unterwegs sind. Dennoch gibt es am Stefanitag weiterhin zahlreiche Bräuche. Von regionalen Unterschieden abgesehen, sind diese vor allem in Österreich und Bayern verbreitet.

Winterliche Fahrt mit Pferden

DIE URSPRÜNGE DES STEFANIBRAUCHTUMS

Der Stefanitag ist der Namenstag des heiligen Stephanus. Er gilt als der erste Märtyrer des frühen Christentums. Als einer der sieben Diakonen der Jerusalemer Urgemeinde, verbreitete er trotz eines Verbots seinen Glauben. Daraufhin wurde er zu Tode gesteinigt. Er gilt als Schutzpatron der Maurer, Schneider und Zimmerleute. Darüber hinaus fungiert er als Schutzheiliger der Pferde und aller, die mit diesen Tieren arbeiten. Im Osten wurde der heilige Stephanus bereits ab dem 4. Jahrhundert verehrt, im Westen rund hundert Jahre später. Die zeitliche Nähe des Stefanitags zum Weihnachtsfest soll verdeutlichen, wie nah Leben und Tod beieinander liegen.

HOCH ZU ROSS: DER STEFANIRITT

Stephanus‘ Patronat über Pferde ist der Brauch des Stefaniritts geschuldet. Er findet bis heute vor allem in Kärnten, aber auch in Teilen Bayerns statt. Dabei werden die Pferde des Ortes durch die Gemeinde geführt und anschließend vom Pfarrer gesegnet. Damit wünscht man den Tieren und Reitern Glück und Gesundheit für das nächste Jahr. Es gibt sogar noch einen weiteren geschichtlichen Hintergrund: Einst wechselten die Pferdeknechte und Kutscher am Stefanitag ihren Dienstgeber. Außerdem vermuten Historiker keltische Wurzeln hinter dem Stefaniritt.

Hochwertiger Gin aus Wacholderbeeren

ZUM WOHL: KRAMBAMPERL-BRENNEN

Beim Krambamperl-Brennen handelt es sich um ein Stück Wirthauskultur aus dem Salzkammergut. Dabei bedankt sich der Wirt bei seinen Stammgästen für ihre Treue, indem er ihnen Krambamperl (auch bekannt als Krambambuli) serviert. Das ist ein Schnaps mit mindestens 50 Prozent Alkoholgehalt und Wacholderbeeren-Auszügen. Da der Krambamperl in der Runde getrunken wird, fasst das dickwandige Glas meist eine Halbe. Davor entzündet man den Schnaps aber noch mit einem Fichtenspan. In die Flamme hält man Gabeln mit Würfelzucker, der schmilzt und ins Glas tropft. Sobald das süße Getränk eine sattbraune Farbe erhalten hat, wird es herumgereicht und heiß getrunken.

BRAUCHTUM AUS DEM BACKOFEN: STÖRIBROT

Das Störibrot ist eine Besonderheit des ober- und niederösterreichischen Stefanibrauchtums. „Störi“ stammt von „Stere“, dem althochdeutschen Wort für Kraft, ab. Die Zutaten für das Störibrot – oder einfach „d’Störi“ – waren einst teuer und daher eine Besonderheit für die Weihnachtsfeiertage. Weizenmehl konnte sich nämlich nicht jeder leisten, weshalb es mit hell vermahlenem Roggenmehl vermischt wurde. Statt des üblichen Sauerteigs knetete man daraus einen Hefeteig. Das feine, luftige Störibrot galt auch wegen des Anisgeschmacks als Delikatesse. Es wurde traditionell nur am 21. Dezember, dem Thomastag, gebacken. Am Stefanitag statteten dann die bereits verheirateten Kinder ihren Eltern und Schwiegereltern zum Störianschneiden einen Besuch ab. Weiters gab es den Brauch, dass am 26. Dezember die Mädchen von Verehrern zuhause besucht wurden. In der Runde schnitt einer der jungen Männer das Brot an. Das Mädchen zeigte ihm ihr Interesse, wenn sie ihm anschließend das Scherzerl, also den Anschnitt, in einer Zündholzschachtel überreichte.

Traditionelles Weihnachtsbrot

REZEPT FÜR TRADITIONELLES STÖRIBROT

Zutaten:

  • 700 g Weizenmehl
  • 500 g helles Roggenmehl
  • 400 ml lauwarme Milch
  • 1 Würfel frische Hefe
  • 2 TL Anis, ganz
  • 1 TL Anis, gemahlen
  • 1 TL weitere Gewürze, gemahlen (z. B. Fenchel, Koriander, Kümmel)
  • 1 TL Salz
  • Mehl für die Arbeitsfläche
  • Milch zum Bestreichen

Zubereitung:

  1. Lauwarme Milch mit 200 ml lauwarmem Wasser strecken, Zucker einrühren und Hefewürfel hineinbröckeln. Abgedeckt beiseitestellen, bis sich alles aufgelöst hat und zu schäumen beginnt.
  2. Weizenmehl, Roggenmehl, Salz und alle gemahlenen Gewürze vermischen und zur Milch geben. Mit den Händen oder den Knethaken des Handmixers mehrere Minuten lang zu einem glatten Teig verkneten. Die Schüssel mit einem Geschirrtuch bedecken und rund eine Stunde an einem warmen Ort gehen lassen.
  3. Den Teig auf einer bemehlten Arbeitsfläche noch einmal kräftig durchkneten und zu einem runden Laib formen. Auf ein mit Backpapier belegtes Blech geben und weitere 30 Minuten rasten lassen. Den Backofen auf 200 °C (Ober-/Unterhitze) vorheizen, dann auf 180 °C zurückdrehen. Den Laib an der Oberseite mit einem Messer leicht einschneiden, mit etwas Milch bestreichen und mit ganzem Anis bestreuen.
  4. Rund 90 Minuten backen und auf einem Gitter auskühlen lassen.

Tipp:

Eine ofenfeste Schüssel Wasser mit ins Backrohr stellen, so wird die Brotkruste besonders knusprig.

Zurück zur Übersicht