4. August 2020

Offenes Wohnen 2.0

Von „open plan“ zu „broken plan living“.

Kaum ein anderer Trend hat die Wohnarchitektur in den letzten Jahren so sehr geprägt wie das offene Wohnen. Ineinander übergehende Innenbereiche, die ein großzügiges Raumgefühl vermitteln, sind heute so gut wie Standard in Neubauten. Doch langsam macht sich ein Gegentrend bemerkbar: „broken plan living“, die Neuauflage von „open plan living“.

In Skandinavien kennt man ihn schon länger, den „Familienraum“. Und auch bei uns hat das offene Wohnen erfolgreich Einzug gehalten. Die vormals streng getrennten Einheiten von Küche, Wohn- und Esszimmer verschmelzen dabei zu einer einzigen großen Wohnfläche (auf der übrigens häufig die Kücheninsel als Protagonist fungiert). Fort mit den Wänden, dem dunklen Flur, der als sogenannte „Verkehrsfläche“ nur Platz wegnimmt. Her mit hellen, luftigen, multifunktionalen Großräumen! Vor allem kleine und mittelgroße Wohnungen sollen durch den offenen Grundriss aufgewertet werden, großzügiger wirken und die vorhandene Fläche effizienter nutzen. Nebenbei, so wurde interpretiert, drücke das offene Wohnen auch einen gesellschaftlichen Wandel aus. Mit dem Niederreißen von trennenden Wänden hin zu mehr Offenheit, Gleichheit und Gemeinschaftlichkeit, auch innerhalb der Familie.

DIE GRENZEN DES OFFENEN WOHNENS

Grundsätzlich ist offenes Wohnen auch im Schlafbereich und Badezimmer möglich, dort aber deutlich seltener anzutreffen. Spätestens hier scheinen die Nachteile des Konzepts zu überwiegen. Dazu zählen neben Geruchs- und Lärmbelästigung ebenso die fehlende Privatsphäre und die ständige Sichtbarkeit von Unordnung. Was sich viele zwar noch im Wellnesshotel mit freistehender Badewanne vorstellen können, möchten die wenigsten auch im eigenen Zuhause haben. Höchstens der Ankleidebereich wird noch ins Schlafzimmer integriert. Es keimt der Wunsch nach Rückzugsmöglichkeiten, Individualisierung und Flexibilität. Nach einem anstrengenden Tag „da draußen“ möchte man einfach mal die Türe hinter sich schließen können. Der Vormarsch digitaler Geräte in unserem Alltag trägt das Seine dazu bei: einerseits, indem wir öfter in Ruhe Videos schauen oder Musik hören möchten, ohne den oder die anderen zu stören. Andererseits, indem wir eine Auszeit von der ständigen Erreichbarkeit für andere brauchen. Hat das offene Wohnen ausgedient?

Modernes Design mit hängendem Raumteiler

BROKEN PLAN LIVING: DIE SANFTE WOHNREVOLUTION

Aus den USA kommt jedenfalls langsam ein neuer Wohntrend zu uns nach Europa: „Broken plan living“ begann rund um 2015 im Luxussegment, fasst mittlerweile aber breiter Fuß. Dabei handelt es sich um die Weiterentwicklung von „open plan living“, also dem offenen Wohnen. Dabei werden in einem großen Raum mithilfe strukturgebender Elemente verschiedene Zonen geschaffen. Der Grundriss unterscheidet sich nicht maßgeblich vom offenen Wohnen, sondern darin, wie der Raum genutzt wird. Der multifunktionale Anspruch weicht nun unterschiedlichen Bereichen für verschiedene Zwecke. Das soll ein ungestörteres, harmonischeres Zusammenleben ermöglichen und den Bedürfnissen der Generationen gerechter werden. Kurz: Broken plan living soll die Vorzüge des offenen Wohnens erhalten und dessen Probleme lösen.

SO FUNKTIONIERT BROKEN PLAN LIVING

Broken plan living trennt unterschiedliche Bereiche nicht gänzlich voneinander ab, definiert sie aber stärker. Dazu stehen mehrere Mittel zur Auswahl:

  • Raumtrenner wie Regale oder ein freistehender Kamin
  • unterschiedliche, über Stufen verbundene Ebenen, die mitunter auch verschiedene Deckenhöhen haben
  • Halb- und Trennwände, etwa aus semi-transparenten Materialien wie Plexi- oder Milchglas
  • Schiebetüren
  • Beleuchtung
  • optische Trennung durch unterschiedliche Bodenbeläge, Farben und Materialien

Moderne Küche mit Raumteiler

VON DER WOHNKÜCHE ZUR BROKEN PLAN KITCHEN

Auch in der Küche könnte sich der Trend zum broken plan living durchsetzen. Somit würde dieser Bereich in mehrere Mini-Bereiche aufgeteilt werden. Etwa zum Kochen oder für gemeinsame Aktivitäten wie Essen. Den zentralen Anker bilden freistehende Küchenelemente wie unser ST-ONE. Ob open oder broken plan – bei beidem sollten Sie auf leise Elektrogeräte und einen leistungsstarken Dunstabzug achten. Außerdem sollten Sie ausreichend Stauraum einplanen, damit die Arbeitsplatte leer bleiben kann und somit immer aufgeräumt wirkt. Somit lassen sich die Nachteile offener Raumkonzepte von vorneherein abmildern und die Küche als das genießen, was sie ist: das Herzstück des Zuhauses.

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