21. März 2018

Stein als Kommunikationsmittel

Naturstein im Wandel der Zeit - Teil 2

Der Mensch ist nicht nur ein vernunftbegabtes, sondern auch ein höchst kommunikatives Wesen. Seine Erfolgsgeschichte beruht maßgeblich auf dem Vermögen, zu kommunizieren und folglich zu kooperieren. Denn erst die verbale Kommunikation ermöglichte es dem Menschen, seine Lebensrealität zu strukturieren und Wissen zu teilen. Doch je weiter sich die Gattung Mensch entwickelte, umso anspruchsvoller und komplexer wurde sein Denken und damit auch sein Alltag. Somit erhielt das bildliche oder schriftliche Festhalten von Dingen eine zunehmende Bedeutung. Naturstein war, wie bereits in Fragen der ersten Handwerkzeuge, das Mittel zur Wahl. Noch heute zeugen Höhlenmalereien in allen Regionen der Welt von der Verwendung von Stein als Kommunikationsmittel.

Die Anfänge: frühe Höhlenmalereien

Die Menschen in der Eiszeit glaubten, sie könnten Macht über andere Menschen und Tiere erlangen, wenn sie ihre Bilder besäßen. So fertigten etwa die Cro-Magnon-Menschen im nördlichen Spanien vor über 40.000 Jahren mehrfarbige Höhlenmalereien von Tieren und Jagdszenen an. Ab ca. 8000 v. Chr. wurden die Höhlenbilder dabei immer abstrakter, bis sich stark symbolisierte Bilder und später abstrahierte Zeichen, die bereits an Buchstaben erinnern, entstanden. Ganz natürlich diente Stein den Menschen aber auch als Kommunikationsmittel zwischen dem Dies- und dem Jenseits. Die rituelle und kultische Funktion von Steinen spiegelt vermutlich zum Beispiel die bemalten Kieselsteine von Mas d’Azil in den französischen Pyrenäen wider, welche vom damals betriebenen Ahnenkult erzählen.

In Steintafeln gemeißelt

In einen Steinblock gemeißelte Hieroglyphenschrift

Sprachliches Ausdrucksvermögen ist die eine Sache, die „Niederschrift“ desselben eine andere. Nachdem sich der Wandel von der Bilder- zur Zeichenschrift vollzogen hatte, entstanden in verschiedenen Regionen der Welt zahlreiche Schriften. Was zunächst blieb, war der Stein als Kommunikationsmittel. Denn früh war man sich über die Vorteile von in Stein Gemeißeltem bewusst. Im Gegensatz zu Leder-, Papyrus- und Pergamentrollen, hielten Steintafeln auch Bränden und anderen Wettereinflüssen stand. Ein gewichtiges Argument für die Steintafeln, wenn man bedenkt, dass auf ihnen die rechtliche und politische Verwaltung ganzer Reiche schriftlich organisiert wurde. Die sumerische Keilschrift und die ägyptischen Hieroglyphen gelten dabei bis heute übrigens als die ältesten bekannten Schriften. Der Begriff „Hieroglyphe“ ist griechisch und bedeutet „Heilige Einmeißelung“ – ein klarer Beleg für die starke Verknüpfung von Schrift und Stein als Kommunikationsmittel.

Stein als Kommunikationsmittel

Das Löwendenkmal in Luzern.

Auch wenn die Geschicke von Staaten nicht mehr in Stein gemeißelt festgehalten werden, werden Steine dennoch nach wie vor als Kommunikationsmittel eingesetzt. Beispielsweise wenn es darum geht, Menschen besonders zu ehren, kommt Naturstein zum Einsatz. Ein gelungenes und äußerst stimmungsvolles Beispiel ist das Löwendenkmal in Luzern. Es erinnert an die in der Französischen Revolution gefallenen Mitglieder der Schweizergarde im Jahre 1792. Für Mark Twain war es „das traurigste und bewegendste Stück Stein der Geschichte“. Noch bis heute berührt die Skulptur und seine Inschrift jährlich tausende Besucher. Die besondere Strahlkraft von Stein als Kommunikationsmittel findet sich aber bis heute nicht nur in öffentlichen Skulpturen, sondern auch in den Verbundenheit und Wertschätzung ausdrückenden Denk- und Grabmälern wieder.

 

Fotocredits: iStock.com/EcoPic, iStock.com/Leks052, iStock.com/InnaFelker

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