14. Juli 2020

Zuhause kochen im Trend.

Warum wir öfter den Kochlöffel schwingen.

Rezeptseiten im Internet boomen, das Web wimmelt nur so von Foodblogs und kaum ein Social Media-Profil kommt ohne Fotos von Mahlzeiten aus. Essen beschäftigt uns immer mehr – und seine Zubereitung ebenso. Zuhause kochen liegt im Trend, und zwar nicht nur als aufwendig zelebriertes Hobby, sondern als erfüllende Alltagstätigkeit. Die Freude daran entdecken immer mehr Menschen aus gutem Grund für sich.

Haben Sie in der vergangenen Woche mindestens einmal selbst gekocht? Dann zählen Sie in Österreich zur überragenden Mehrheit. Denn bei einer Studie des Küchengeräte-Herstellers isi 2019 gaben 94 Prozent der Befragten an, mindestens einmal wöchentlich selbst am Herd zu stehen, ein Drittel sogar täglich. Ähnlich die Zahlen in Deutschland: Hier kochen 40 Prozent jeden Tag selbst und immerhin 37 Prozent zwei- bis dreimal pro Woche. Und das ist noch nicht alles – die meisten kochen auch gerne und mit Leidenschaft. Hobbymäßig in der Küche zu stehen erfreute sich schon in den letzten Jahren wachsender Beliebtheit. Doch nun hat auch das „simple“ Alltagskochen an Bedeutung gewonnen.

Kochen wird Social-Media-tauglich

In den letzten Monaten haben wir ungewohnt viel Zeit zuhause verbracht, und nicht wenig davon in der Küche und am Esstisch. Zwar verzeichnen Lieferservices weiterhin steigende Umsätze, doch ist bestimmt so mancher Verweigerer auf den Geschmack des Selberkochens gekommen. Eine große Rolle spielen dabei die Digitalisierung und vor allem die sozialen Medien. Online-Rezeptseiten verzeichneten in den letzten Wochen dreimal so viele Zugriffe wie sonst. Unter dem Hashtag #stayathomeandcook wurden die Ergebnisse der Mühen stolz auf Instagram und Co. präsentiert. Sogar Profi-Köche ließen sich auf YouTube in Online-Kochkursen in die Töpfe schauen.

Von der lästigen Pflicht zum Lichtblick des Tages

Food-Trend-Expertin Hanni Rützler bestätigt, was viele im eigenen Alltag beobachten konnten: Wir nehmen Mahlzeiten wieder regelmäßiger ein, essen öfter gemeinsam mit anderen und kochen häufiger zuhause. Regionalität nimmt einen wichtigeren Stellenwert ein, ebenso die Ausstattung der Küche. Außerdem legen wir mehr Wert auf die Qualität der Zutaten und deren Frische. Wohl auch aus diesem Grund waren Kochboxen in letzter Zeit so gefragt wie nie. Schließlich liefern sie Rezepte und genau abgewogene Zutaten bis vor die Haustür.

Küchenchef richtet Salat an

Kochen für die Seele

Das tägliche Kochen und (gemeinsame) Essen wurde für viele zum Highlight des Tages. Diese Tätigkeiten gaben dem neuen Alltag eine Struktur, waren eine Beschäftigung für die ganze Familie und boten Ablenkung. Etwas mit den eigenen Händen zu tun und zu schaffen ist Entschleunigung pur. Es fördert aber auch ein Gefühl der Unabhängigkeit. Am eigenen Herd lässt sich die Selbstwirksamkeit, die in anderen Bereichen vielleicht gelitten hat, noch erfahren. Nicht zuletzt meint Hanni Rützler: „Vor allem in schwierigen Zeiten spendet Essen Trost und gibt Halt.“ Sozusagen Soul Food par excellence – auch der Hashtag #alleswirdgutküche kam wohl nicht von ungefähr.

Die Vorteile vom Zuhause-Kochen

Die Vorzüge des Selberkochens liegen aber nicht erst seit den vergangenen Monaten klar auf der Hand:

  • Man weiß, was drin ist – also keine künstlichen Zusatz- oder Konservierungsstoffe. Wer selber kocht, kocht oft frischer und gesünder, weil man Zucker und Fett nach Belieben reduzieren kann.
  • Auf Unverträglichkeiten und Allergien kann besser eingegangen werden.
  • Selbstgekochtes wird bewusster genossen (mehr dazu in unserem Beitrag über Sensual Food). Hier kommt der soziale Aspekt des Essens hinzu.

Hanni Rützler ist optimistisch, dass einige neue Gewohnheiten in Zukunft beibehalten werden. Und dass unsere Erfahrungen der letzten Wochen grundlegend beeinflussen, wie wir zukünftig essen, kochen und einkaufen werden.

Brathuhn mit Orangen und Kräutern

Die neuen „Klassiker“ für zuhause

Auf den ersten Blick erscheint die neu entdeckte Freude am Kochen allerdings wie eine kleine Reise in die Vergangenheit. Auf dem Speiseplan stand nämlich vor allem Hausmannskost: deftige Gerichte, die sich schon immer bewährt haben. Doch auch die Grundlagen des Kochens und einfache Rezepte für Anfänger waren online äußerst gefragt – vom Restekochen mit Nudeln bis zum Homeoffice-tauglichen Schnellrezept. Andere wiederum nutzten die gewonnene Zeit für Aufwendigeres, indem sie Sauerteig zum Brotbacken ansetzten oder erstmals Lebensmittel fermentierten. Gnocchi und Pasta selber machen wurde ebenfalls populär. Ganz nach dem Motto: Wer wagt, gewinnt! Für das Kochen zuhause gilt das auf jeden Fall …

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